Sonntag, 1. November 2009

Erster Zwischenbericht aus PNG, 1.11.09, Logaweng/Finschhafen

Im folgenden könnt ihr meinen ersten offiziellen Bericht lesen, den ich
an das NMZ geschrieben habe...

Die Zeit vergeht hier so schnell, dass ich ehrlich gesagt gerade erst
realisiere, dass ich jetzt schon zwei Monate hier im Land bin! Es ist
einfach so viel passiert, ich habe so viel neues gesehen und so viele
nette Menschen kennen gelernt, dass für Gedanken über die Zeit einfach
keine Gelegenheit war… um die Zeit kümmert man sich hier sowieso nicht
so richtig, aber dazu später mehr.

Angekommen bin ich in PNG am 11. September, zunächst in Madang. Dabei
war das ganze Flugzeug voller Deutscher, hauptsächlich Bayern, die zum
50jährigen Logaweng-Jubiläum und einer Partner-Konferenz in Madang
wollten, insofern war der Flug nicht langweilig und es gab genügend
Gesprächspartner. In Madang habe ich Martin getroffen, der auch dort auf
der Konferenz war. Abends und am Wochenende haben wir uns dann eine
schöne Zeit gemacht, sind mit Sinja Kanu gefahren, die See hier ist ein
Traum, nebenher lernt man von den Niuginis, mit denen sich man das
Zimmer im Guest House teilt auch noch ein wenig Pidgin… diese erste
Orientierungswoche in Madang war fast noch wie Urlaub und trotzdem habe
ich unglaublich viel an Verhaltensweisen und Sprache gelernt. Madang ist
eine nicht sehr große Stadt, die im Vergleich zum Rest PNG's sehr ruhig
ist, hier kann man ohne Probleme und Sorgen einfach mal durch die Stadt
bummeln, darf die Taschendiebe dabei allerdings nicht vergessen!

Nach dieser ersten Woche ging es mit ein paar australischen Offiziellen
von der Konferenz eine Etappe näher an meinen Einsatzort, nämlich mit
dem Auto durch das Hochland nach Lae. Ich konnte es kaum glauben, aber
im Hochland ist es überraschend kühl, ungefähr 22°C. Mittlerweile ist
bin ich hier schon so akklimatisiert, dass ich mir aber schon bei 27°C
eine lange Hose anziehe, weil mir schlicht und einfach kalt ist… in
Deutschland undenkbar! In Lae habe ich dann wieder die gewohnten 32°C +
gehabt. Lae ist sehr viel dreckiger und gefährlicher als Madang. Hier
habe ich so ein paar Anschaffungen erledigt, unter anderem habe ich ein
echtes Schnäppchen gemacht und habe eine Gitarre für 200 Kina (ca. 50€)
geschossen, die unglaublich gut klingt. Mit Robert Vogel, verwaltet für
die lutherische Kirche in Lae alles, was im Entferntesten mit IT zu tun
hat, bin ich in der Stadt rumgefahren. Mit ihm habe ich glaube ich einen
netten Ansprechpartner bei jeglicher Art von Problem gefunden.

Mit der Gejamsao, ein Katamaran von LuShip, ging es dann endlich am
Montagmorgen nach Finschhafen. Boa, hat dieses Schiff geschaukelt. Ich
hatte davor ja schon Schauergeschichten gehört, dachte aber, ich als
Nordlicht komm doch wohl mit ein wenig Seegang zu Recht… denkste! Die
vollen drei Stunden Fahrt lag ich flach und war immer kurz vorm
Übergeben… Ich war unglaublich froh, als wir dann in Buki (der Anleger
in Finschhafen) ankamen und ich Tobias Jäger, mein Mentor vor Ort) am
Ufer entdeckt habe. Martin war auch da, der nahm das Schiff zurück nach
Lae. Die nächsten 1,5 Wochen beim Tobias und seiner Familie in Heldsbach
zur fortgesetzten Orientierung. Dort habe ich sehr viele Tipps zum
erfolgreichen Bestehen im Alltag bekommen, besonders Sabine, Tobias'
Frau hat mich an ihrer praktischen Erfahrung in PNG teilhaben lassen. In
dieser Zeit habe ich auch Interviews mit Jugendlichen vom Ples (Dorf)
für das Konfirmandenmagazin des NMZ geführt. Das hat mir beim Pidgin
lernen auch sehr geholfen. Einen Tag habe ich auch im Aid-Post, der
lokalen Gesundheitsstation, verbracht. Hier war ich geschockt, wie
sorglos die Aid-Post-Officials (APO) die Antibiotika und
Antimalariamittel raushauen… kein Wunder, dass sich in der dritten Welt
immer mehr Resistente Malaria und Bakterienstämme entwickeln. Ich habe
den APO auch mal zu einem sogenannten „Healthtalk" in die Grundschule
begleitet. Da hat er der Schülern erklärt, was eine Grippe ist, wie man
Infektionen vermeidet usw. Dabei fand ich es extrem erschreckend, wie
viele falsche Informationen den Schülern gegeben wird. Mit meiner
Schulbildung habe ich glaube ich weit mehr Wissen als mancher hier.

Von Jägers aus ging es direkt für eine Woche auf die Retreat der
lutheranischen Mitarbeiter in PNG. Diese fand in einem kleinen Hotel
nahe Madang statt. Dort konnte ich viele Bekanntschaften mit den
Missionaren im Land, deren Kindern und den Anderen Freiwilligen aus
Bayern knüpfen.

Danach ging es direkt nach Logaweng. Endlich an meiner Arbeitsstelle
angekommen habe ich mich erst einmal mit dem Terrain vertraut gemacht,
viele Menschen kennen gelernt, meine Arbeitsstelle kennen gelernt.
Leider wurde ich nach einer Woche aus meiner Eingewöhnungsphase wieder
heraus gerissen, da es Schwierigkeiten mit den Visa der NMZ-Freiwilligen
gab. So verbrachte ich zwei Wochen in Brisbane, Australien, eine
durchaus willkommene Abwechslung. Zu diesem Zeitpunkt war ich einen
Monat in PNG und trotzdem war ich in den ersten Wochen in Australien mit
dem Verkehr, den vielen Menschen, dem riesigen Angebot an Waren usw.
komplett überfordert – ich möchte nicht wissen, wie extrem der
Kulturschock bei meiner Rückkehr nach Deutschland sein wird…

Jetzt bin ich endlich wieder seit einer Woche in Logaweng. Normalerweise
habe ich hier ein nettes kleines zwei-Zimmer-Haus. Momentan habe ich
aber den Micha, bayrischer Freiwilliger bei Madang, zu Besuch und wir
renovieren mein Haus ein wenig, weswegen wir in ein leer stehendes –viel
zu großes- Missionarshaus umgezogen sind. Zu meinen Aufgaben hier: Zum
einen bin ich für die Büros der Lehrer zuständig. Das beinhaltet
Computerwartung (im ganzen Seminar), dafür sorgen, dass genug Bürobedarf
da ist usw. Ich werde ab Dezember die Bibliothek des Seminars übernehmen
(Oh, habe ganz vergessen zu erzählen, in was für einer Einrichtung ich
mich hier überhaupt befinde… Logaweng besteht eigentlich nur aus dem
Senior Flierl Seminary. Der Herr Flierl war der erste deutsche Missionar
in PNG. Hier werden Männer (!) in fünf Jahren zu Pastoren ausgebildet,
wobei sie das vierte Jahr auf Vikariat verbringen). Ich bin gerade
dabei, mich mit dem System der Bibliothek vertraut zu machen, die
arbeiten mit irgendeiner amerikanischen Sortierung, weil die Bibliothek
bis jetzt von einer amerikanischen Nonne verwaltet wurde. Zusätzlich
gebe ich jetzt zweimal die Woche Unterricht in Gesundheitskunde und
Musik. Das klingt alles nach nicht viel, aus irgendeinem Grund bin ich
abends aber trotzdem immer erst gegen 20:00 wieder im Haus und bin total
fertig…

Die Menschen hier sind so eine Sache für sich… auf der einen Seite total
nett und hilfsbereit, auf der andern aber auch unzuverlässig,
unpünktlich und lassen bei Gelegenheit auch gerne mal was mitgehen. Ich
als Mann habe es in sofern gut, dass ich mich hier alleine bewegen kann,
Marlit und Sinja dürfen das Haus nicht ohne Begleitung verlassen. Was
mich hier überrascht hat ist das erstaunlich gute Handynetz! Hier gibt
es, wie in so vielen Entwicklungsländern, DIGICEL, die eine unglaublich
gute Netzabdeckung haben, ich war bis jetzt an keinem Ort, wo ich noch
kein Netz hatte! Über das Handynetz habe ich jetzt auch Internet mit
einer einigermaßen annehmbaren Geschwindigkeit, bin also über Email mit
der Außenwelt verbunden.

Ohne die Kirche würde dieses Land infrastrukturell glaube ich komplett
zusammenbrechen. LuShip, Lutheran Health Service, Lutheran Development
Sevice, Lutheran Schools… All diese Organisationen und viele mehr
scheinen das Land irgendwie über Wasser zu halten. Unglaublich ist auch
die Korruption in diesem Land.

So, das soll es erst einmal von mir gewesen sein! Liebe Grüße nach
Deutschland! - Felix

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